Heinz Ratz - Die Rebellion der Gärten

Von 2008 bis 2011 veranstaltete der Musiker und Schriftsteller Heinz Ratz seinen "moralischen Triathlon". Eine Aktion, die Sport mit Kultur und Kultur mit Politik verband. Er lief 1000 km zu Fuß von Dortmund nach München, schwamm 850 km durch deutsche Flüsse und fuhr 7000 km mit dem Fahrrad - für Wohnungslose, zum Schutz der Gewässer und für eine gerechtere Flüchtlingspolitik. Um die Welt menschlich und lebensfroh zu bewahren, sei die Verantwortung der Besitzenden gegenüber den Besitzlosen, ein liebevoller Umgang mit der Natur und das Miteinander der Kulturen unbedingt nötig, so Ratz. Elf Jahre danach zeigt sich die Gesellschaft zerrissener, rücksichtsloser und unfriedlicher denn je. Die Stimme der Vernunft ist kaum hörbar in einer meist emotional und hysterisch geführten Diskussion. Zeit also für eine zweite kulturelle Kraftanstrengung. Juni 2022 weitet Ratz sein ursprüngliches Projekt zu einem "moralischen Fünfkampf" aus und startet mit einem Thema, dessen Dringlichkeit und Tragik nicht großer sein könnte: mit der gnadenlosen Vernichtung der Tier- und Pflanzenwelt. Seit den 70er Jahren hat sich die Zahl der wildlebenden Tiere auf der Erde halbiert, die der Menschen verdoppelt. Weltweit werden in den nächsten Jahrzehnten über eine Million Tierarten aussterben. Allein in der EU sind schon 600 Millionen Brutvögel verschwunden. Ganz zu schweigen von den leeren Gärten und Landschaften, weil die schwirrenden bunten Insekten nicht mehr kommen. Stellvertretend für alle konzentriert sich Ratz auf unsere vielleicht zauberhaftesten Begleiter: die Schmetterlinge, deren Bestand allein bei den Tagfalterarten bundesweit bereits zu 65 %  gefährdet ist. Zahllose, früher überall sichtbare Arten sind vom Aussterben bedroht. Sie sind aus unserer Landschaft weitgehend verschwunden und  ihre Vorkommen sind auf verstreut liegende Naturschutzgebiete zurückgedrängt, weil ihre ursprünglichen Lebensräume zerstört wurden.

In enger Zusammenarbeit mit dem NABU startet Ratz einen Aufruf an alle Garten- und Kleingartenbesitzer, ihre Gärten in Überlebensoasen für unsere kleinsten Planetenmitbewohner zu verwandeln, an Firmen, Städte und Gemeinden, ihre öffentlichen Parks und brachliegenden Flächen insektenfreundlich umzugestalten, an Landwirte, Insektenschutz in ihre Arbeit einzubeziehen. Denn nur wenn wir diese wunderbaren Miniaturwesen und ihre staunenswerten Fähigkeiten kennen- und lieben lernen, werden wir sie auch schützen und damit auch unser eigenes Überleben absichern.

60 bis 80 Städte will Ratz 2022 ansteuern und gemeinsam mit ausgesuchten Schmetterlingsexperten Führungen, Wanderungen und Vorträge zu dem Thema anbieten, aber eben auch allabendlich Konzerte gemeinsam mit vielen bekannten Musikerkolleg*innen, die sich mit dem Projekt solidarisieren. Auch dort soll es Infostände geben und die Möglichkeit geschaffen werden, sich mit lokalen Umweltschutzgruppen auszutauschen und Wege zu finden, aktiv zu werden, auch wenn man selbst keinen Garten besitzt.

Heinz Ratz solo – das ist leises Lesen und panischer Punk, das sprüht vor verrückten Einfällen, gekonnter Vortragskunst (Ratz war jahrelang Hörspielsprecher im Rundfunk), garniert mit Liedern nur mit Bass und Stimme. „Wer Kästner liebt, hat seine helle Freude an Ratz“ urteilte einst Konstantin Wecker. Die Süddeutsche Zeitung attestiert ihm „sprachliche Brillianz und enorme schauspielerische Begabung“.
Zwölf Buchveröffentlichungen, sechs Hörbücher, 18 Musik-CDs umfasst das Werk dieses ebenso witzigen wie nachdenklichen Anarcho-Poeten.
Balsam für die Seele in Zeiten den kulturellen Stillstands!

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